Hendrik Schürhoff
  BONO / U2
 

BIOGRAPHIE

U2

Die 80er und 90er Jahre sind aus musikalischer Sicht ohne sie undenkbar, ebenso Live Aid 1985, oder der Begriff Stadionrock. Sie kollaborierten mit B.B. King, Roy Orbison und Johnny Cash, komponierten für Tina Turner und Frank Sinatra, werden Jahr für Jahr mit Awards überhäuft und Sänger Bono trifft sich in seiner Freizeit mit Papst Johannes Paul II., George W. Bush, Bill Clinton oder UNO-Generalsekretär Kofi Annan: U2. Wie, muss man sich hier fragen, konnte das nur passieren?
1976 will ein Dubliner Teenie namens Larry Mullen Jr. eine Rockband gründen. Seine Anzeige am schwarzen High School-Brett fällt einigen ins Auge, namentlich David "The Edge" Evans (g), Adam Clayton (b) und natürlich Paul "Bono Vox" Hewson. Zweiter Gitarrist ist damals übrigens noch Dick Evans, der Bruder von The Edge.

Das Debüt "Boy" erscheint 1980 und interessiert außer ein paar Gitarrenfreaks in Irland niemanden. Besonders gleichgültig geben sich die angelsächsischen Nachbarn: den U2-Auftritt im legendären Londoner Hope & Anchor-Club wollen stolze neun Leute sehen. Dank unablässiger Ochsentouren bis 1983 durch sämtliche Erdteile, beginnt sich dennoch allmählich ein Fanstamm zu bilden, der die nach Frieden und Gerechtigkeit schreienden Alben "October" und "War" in die Hitparaden kauft.

"Sunday Bloody Sunday", ein Friedens-Song für Nordirland, beschert U2 einen ersten europaweiten Single-Hit und verpasst ihnen endgültig den Ruf als rebellische Kreuzritter für Anstand und Moral. Einen Styling-Preis können die Jungs mit ihren Frisur-Adaptionen von Zweitliga-Kickern zu der Zeit hingegen nicht gewinnen. Daran ändert auch der wahrscheinlich damals schon barhäuptige Ambient-Vater Brian Eno nichts, der sie dafür als Producer von "The Unforgettable Fire" weg vom dreckigen Hau-Ruck-Rock hin zu mehr Atmosphäre führt.

Mit der zunehmenden Begeisterung Europas im Rücken, wollen U2 die erkämpfte Pole Position unter den Wohlfahrtsrockern unter keinen Umständen an ernste Rivalen wie die Simple Minds abtreten und bemühen sich, überall dabei zu sein, wo's ums Spenden geht: Band Aid, Live Aid, Artists Against Apartheid, ... Selbstredend schrecken sie auch nicht davor zurück, im Kreise von zumeist PR-süchtigen Pop- und Rock-Kollegen die zweifelhafte Charity-Nummer "Do They Know It's Christmas?" zu vertonen.

1987 zünden U2 die Mainstream-Bombe mit "The Joshua Tree". Erfolgsmeldungen wie zu Pilzkopf-Zeiten stellen sich ein: Platin in 48 Stunden, über zehn Millionen verkaufte Einheiten weltweit innerhalb von nur sechs Monaten! Konzerte finden von nun an in riesigen Arenen statt, serviert wird Stadionrock mit Zeigefinger und mächtig Charisma. Anführer Bono präsentiert sich mit Drogendealer-Matte, gebündelt im Pferdeschwanz und The Edge als Lonesome Rider inklusive Cowboyhut. Authentisch bis zum Umfallen. Außerdem schnuppern die weißen Iren in Amerika an schwarzen Blues- und Gospelspuren. Bono soll zu einem Zeitpunkt während der US-Tour sogar nur noch Roy Orbison-Songs gehört haben und bei einer von der Band initiierten Gegenüberstellung geweint haben. Unglaubliche Szenen.

"Rattle & Hum" ist das Ergebnis hartnäckiger Legendenverehrung von Elvis bis B.B. King und entsteht der ehernen Tradition verpflichtet in den berühmten Sun Studios in Memphis. Da Blues-Legende King noch am Leben ist, kommt es zu einer Zusammenarbeit beim Song "When Love Comes To Town". Außerdem auf der Album-Playlist: "Helter Skelter" (Beatles) und "All Along The Watchtower" (Bob Dylan).

1991: Pferdeschwanz ab, Sonnenbrille auf: Bono ist The Fly. "Achtung Baby!", ein Meisterwerk in Komposition und Produktion, wieder mit Brian Eno an den Schiebereglern. Den Albumtitel erspähen die glorreichen Vier angeblich auf einem Berliner Auto-Aufkleber und behalten ihn im Hinterkopf. In den berühmten Hansa Studios (David Bowie, Depeche Mode, Neubauten) der gerade wiedervereinten Hauptstadt klampfen U2 elf Songs ein, die mitunter eine komplett neue Hörerschaft erobern und der Band die dringend nötige Weiterentwicklung im Soundgefüge beschert.

"Achtung Baby!" ist vielleicht so nah am Zeitgeist wie nie. Das Kreuzritter-Gehabe weicht unverhohlener Selbstironie, die anschließende Zoo-TV Tour gerät mit riesigen Monitor-Screens, an der Hallendecke drappierten Trabis und Live-Zapping zum Multimedia-Spektakel. Während der Tour nimmt das irische Quartett obendrein neue Songs auf, die ohne großen Schnickschnack auf das Album "Zooropa" kommen, dem sich 1993 eine noch gigantischere Open Air-Tournee anschließt ("Zooropa"). Neben den Stereo MC's und den Toten Hosen geben sich bei einigen Konzerten sogar Velvet Underground in Original-Besetzung als Tour Support die Ehre, was Bono selbstverständlich dazu nutzt, den Song "Satellite Of Love" im Duett mit Velvet-Sänger Lou Reed zu performen.

Mit "Pop" wollen U2 vier Jahre später die intelligente Verquickung von Rock und Techno präsentieren. Dabei übersehen sie leider, dass die Welt wenig erpicht auf eine U2-Kopie jener Bands ist, die die Iren zur damaligen Zeit gerne hören (insbesondere The Prodigy und Massive Attack). Mit Zahnstochern und Zitronen in Airbus-Größe rollt "Popmart" über den Erdball, um zu retten, was zu retten ist. Augenzeugen der "Zooropa"-Tour winken aber größtenteils ab und verweisen lächelnd auf das Kaufvideo "Live In Sydney 1993". Zwar spielt die Band 1997 in über 70 Ländern vor insgesamt knapp vier Millionen Menschen, dennoch gerät die Weltreise beinahe zum Minusgeschäft, da zahlreiche Stadion-Gigs wegen mangelnder Nachfrage abgesagt werden müssen. Später wird Bono über das Kapitel "Pop" klagen, dass man nie mehr eine Tournee buchen werde, bevor das Album fertig gestellt ist. Seiner Meinung nach hätte die Band noch einen Monat im Studio benötigt.

Die Veröffentlichung der Hit-Compilation "Best Of U2 1980-1990" ein Jahr später ist dann hauptsächlich auf fehlende Einnahmen aus jener Tournee zurück zu führen. Einige Zahlen zum "Pop"-Album: etwa sechs Millionen verkaufte Einheiten weltweit, die im Vergleich zu 18 Millionen des "Joshua Tree"-Albums und 12 Millionen von "Achtung Baby!" etwas traurig ausfallen (Stand: 2003). In den USA fliegt "Pop" bereits nach der ersten Woche von Platz eins der US-Billboard Charts (350.000 verkaufte Kopien) auf zwei hinter den Rapper Scarface zurück.

Mit etwas Abstand zum experimentellen Werk von 1997 versichern die Iren, dass der nächste Longplayer wieder "more Rock'n'Roll" werden soll. Ewig wird daran herum gewerkelt, stolz präsentiert man zur Überbrückung 1999 die neue U2.com-Homepage und als "All That You Can't Leave Behind" ein Jahr darauf schließlich in den Regalen steht, staunt die Welt nicht schlecht: Ein Salto rückwärts zu U2s kompositionellen Stärken alter "Joshua Tree"-Tage hat ihnen in dieser Stärke wohl niemand zugetraut. Die Scheibe katapultiert die Iren wieder ins internationale Rampenlicht.

Der im Frühjahr 2001 anrollende Kartenvorverkauf für die bevorstehende "Elevation"-Tour beweist: U2 können doch noch Rekorde brechen. Die 70.000 Eintrittskarten für die vier deutschen Konzerte (2x Köln, München, Berlin) gehen in lockeren drei Stunden weg. In London macht die Band im August viermal hintereinander den Earl's Court voll und das Finale steigt logischerweise im Dubliner Slane Castle vor 80.000 Menschen, einem Ort, an dem U2 1981 als Vorband von Thin Lizzy auftraten. Als Unterstützung engagieren sie die mittlerweile aufgelösten JJ72 und die frisch wieder vereinigten Red Hot Chili Peppers. In den USA ist U2s "Elevation Tour" die zweiterfolgreichste Tour, die es jemals gab: die 109,7 Millionen US-Dollar brutto durch verkaufte Konzerttickets können nur die Rolling Stones mit ihrer '94er "Voodoo Lounge"-Tour toppen (121,2). 2002 tritt die Band in der Halbzeit von Super Bowl auf, 2003 verzieht sie sich wieder ins Studio, um an einem Nachfolger zu arbeiten.

Ungläubig vernimmt die Welt im Juli 2004, dass Gitarrist The Edge nach einer Fotosession im französischen Nizza unachtsamerweise eine CD mit U2-Demos liegen lässt. Ein echter Supergau für die Medienprofis von U2. Gemeinsam mit Drummer Larry Mullen soll Übeltäter Edge kurz danach eigens auf die Polizeiwache gegangen sein, um den Diebstahl zu melden. Aus Furcht, die Songs könnten vor der Veröffentlichung als Downloads im Internet auftauchen (was dann auch passiert), zieht die Band den Termin vor. So erscheint das elfte U2-Studioalbum "How To Dismantle An Atomic Bomb" bereits am 22. November, zwei Wochen zuvor die Single "Vertigo". Auf der Single ist außer dem Non-Album-Track "Are You Gonna Wait Forever?" mit "Neon Lights" auch ein Cover von Kraftwerk enthalten.

2005 folgt, was folgen muss: eine Welttournee. U2 fühlen sich wieder Freiluft-Konzerten verpflichtet und buchen für den Sommer die Olympiastadien von München und Berlin, aber auch die Arena "Auf Schalke" in Gelsenkirchen. Als Support-Bands verpflichtet man für die Gigs im deutschsprachigen Raum The Killers, Snow Patrol und Keane. Zwischendurch tritt die Band bei Live Aid II ("Make Poverty History") auf und performt drei Songs sowie mit Paul McCartney den Beatles-Hit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band".

Sänger Bono darf sich derweil mit außermusikalischen Ehren schmücken: Sein Name erscheint neben 199 weiteren auf der Vorschlagsliste für den Friedensnobelpreis 2005. Außerdem schlägt ihn US-Finanzminister John Snow im März für die Präsidentschaft der Weltbank vor. Snow sieht in dem engagierten Sänger eine "sehr pragmatische, effektive und idealistische Person." Eine Kandidatur des Sängers kommt natürlich nicht zustande. Einen historischen Erfolg feiert Bono dafür im Juni:

Auf dem G8-Gipfel in Edinburgh einigen sich die Finanzminister der sieben führenden Industrieländer und Russlands auf einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder Afrikas, die dadurch von 40 Milliarden US-Dollar Schulden befreit werden. Ende 2005 erscheint mit "Vertigo 2005 - U2 Live From Chicago" das DVD-Dokument zweier Abende in Chicagos United Center, einer davon Bonos Geburtstag.

Ende 2005 huldigt das Time Magazine Bonos Engagement. Der Mann, der sich für einen Schuldenerlass der Dritte Welt-Länder einsetzt erntet endlich seine Lorbeeren dafür, dass er sich in Gesprächen mit George W. Bush, Toni Blair, Kofi Annan, dem Papst, Nelson Mandela und Bill Gates auseinandersetzt. Für seine Versuche, den wichtigsten Menschen aus Politik, Wirtschaft und Kirche seine Sichtweise näher zu bringen, belohnt die renommierte Zeitschrift Bono - neben Bill und Melinda Gates - mit der Auszeichnung "Person Of The Year".

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